Hans Krásas Kinderoper Brundibár ist heutzutage in aller Welt zum Synonym für die Musik aus Theresienstadt geworden, dem in Böhmen gelegenen Ghetto, das als Vorzeigelager in den 1940er Jahren traurige Berühmtheit erlangte, indem es zum unfreiwilligen Aufenthaltsort für die von den Nazis deportierte jüdische Intelligenz sowie unzählige jüdische Künstler, vor allem Komponisten und Musiker, wurde. Mit der Freizeitgestaltung baute die Lagerverwaltung für die internationale Öffentlichkeit eine Scheinwirklichkeit potemkinschen Ausmaßes auf, die für die internierten Teilnehmer an den regelmäßigen Konzerten, Vorträgen, Theater- und Opernaufführungen aber viel mehr war: ein Überlebenselixir. Nach dem unrühmlichen Besuch des Roten Kreuzes im Herbst 1944, als dessen Abschluss einige Szenen aus Brundibár aufgeführt wurden, fielen Vorhang wie Maske: Hunderte Künstler wurden nach Auschwitz ins Gas geschickt, darunter die letzte Besetzung der Kinderoper Brundibar, die es bis dahin auf nicht weniger als 55 Aufführungen in Theresienstadt gebracht hatte. Ihr Schöpfer Hans Krása war 1943 im Lager eingetroffen; dem ebenfalls internierten Dirigenten Rafael Schächter war es gelungen, Krásas Klavierauszug der bereits 1938 in Prag komponierten Oper einzuschmuggeln und Krása schrieb daraufhin eine neue Partitur. Diese Theresienstädter Fassung dieser wohl zauberhaftesten Kinderoper des 20. Jahrhunderts legte eda records mit der vorliegenden Einspielung erstmals in deutscher Sprache vor; sie wird begleitet von einem Radiofeature von Hannelore Brenner-Wonschick, in welchem die Autorin mithilfe etlicher Zeitzeugen die Biographie dieses musikalischen Kleinods und zugleich die Lebensgeschichten einiger seiner Protagonisten in unvergesslichen Originaltönen erstehen lässt.
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